Forschung mit der Spielkonsole

Schon vor dem großen Weihnachtsgeschäft ist sie ein Verkaufsschlager: Microsofts Kinect für die Xbox Spielkonsole. Dass die 3D-Kamera zur Bewegungssteuerung von Computerspielen nicht nur zu Unterhaltungszwecken einsetzbar ist, zeigen Forscher der FH Salzburg vom Studiengang MultiMediaTechnology.

Sie entwickeln auf Basis der Kinect eine Zusatzsoftware, die es ermöglicht, die Kamera auch für Bewegungserfassung (engl. Motion Capturing) einzusetzen. „Motion Capturing ist eine Technik, mit der man menschliche Bewegungen aufzeichnen und in ein von Computern lesbares Format umwandeln kann. Mit den dabei gewonnenen Bewegungsdaten können 3D-Charaktäre für Filme oder Computerspiele animiert werden. Mit den bisher dafür eingesetzten Technologien ist das ein sehr kostspieliges Verfahren“, verrät Hilmar Linder, Leiter des Forschungszentrums CADET (Center for Advances in Digital Entertainment Technologies), an dem die Software entwickelt wird.

Die Lösung der Forscher macht Motion Tracking nun wesentlich kostengünstiger und so auch für kleinere Medienproduktionen und Forschungsprojekte nutzbar. „Aktuelle Tests waren sehr vielversprechend. Das neue Verfahren wird in wenigen Wochen einsetzbar sein“, sagt Projektleiter Robert Praxmarer. Eine erste Anwendung in Kooperation mit einem Wirtschaftsunternehmen ist bereits in Vorbereitung. Mithilfe der Salzburger Technik soll das Maskottchen eines TV-Programms für Jugendliche animiert werden.

Kinect „Hacks“
Um die Kinect für eigenen Zwecke abseits von Computerspielen einsetzbar zu machen, mussten die Forscher die mitgelieferte Software modifizieren. Hat Microsoft derartige „Hacks“ zunächst noch kritisiert, finden Firmenmanager die kreativen Entwicklungen nun „inspirierend“. Laut Praxmarer gibt es bereits eine große Community, die mit neuen Einsatzmöglichkeiten der Hardware experimentiert. „Funktionen wie Gesichtserkennung, 3D-Bewegungsverfolgung oder Spracheingabe sind für die Forschung sehr interessant – beispielsweise für Serviceterminals, die mit Menschen interagieren sollen. Wir sehen uns diese Entwicklungen genau an und testen, was wir für unsere Projekte verwenden können“, sagt Praxmarer.

Ende Februar wird Praxmarer die Forschungsergebnisse auf einer Konferenz in den USA vorstellen. Bereits jetzt stößt das Forschungsprojekt auf großes Interesse auf internationalen Blogs.

Das CADET Kompetenzzentrum wird durch die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft mbH (FFG) als Aufbauprojekt gefördert und hat Standorte an der Fachhochschule Salzburg und am Ars Electronica Futurelab in Linz.
www.cadet.at