Piksel http://www.piksel.no/festival/p09 ist das wahrscheinlich bekannteste und einflußreichste Open Source Art Festival. Es findet jedes Jahr in Bergen/Norwegen statt und beinhaltet Ausstellungen, Workshops, Präsentationen, Konzerte und Performances. Die Live-Events sind zweifellos extrem, sehr viel Noise, sehr viel Chaos, sehr subversiv, nah an der Schmerzgrenze. Piksel ist damit ein (unverzichtbarer) gesellschaftlicher Außenposten, an dem sich nicht nur die Kunstszene jedes Jahr aufs neue kalibireren kann.
Ich habe heuer zum ersten Mal teilgenommen und ein Projekt präsentiert, an dem ich seit etwas mehr als einem Jahr mit Hans-Christoph Steiner und Widget DiMauro arbeite. http://re-ware.org. Wir bespielen alte Handheld Devices (iPods, PDAs, NetTablets, Organizer, MobilTelefone) mit einem Linux Betriebssystem und verwenden sie als Musikinstrumente oder für Ausstellungen. Hauptsächlich schreiben wir die Programme in Pure-Data und Python.
Es gab aber auch von anderen Leuten extrem spannende Vorträge: So geht der Open Source Gadanke von Software auf Hardware über. Jürgen Neumann (DE), Tuomo Tammenpãã (FI), Bengt Sjölén (SE) und Gisle Frøysland (NO) stellten das Projekt OHANDA – Open Hardware and Design Alliance. Dabei versuchen sie, ähnlich wie ein BIO-Gütesiegel ein Open Hardware Gütesiegel einzuführen, das Produkte bezeichnet, deren Design Open Source ist. Das beschränkt sich gar nicht nur auf Elektronik-Devices, die Möglichkeit auf patentfreie Lösungen mit offenen Lizenzen zugreifen zu können, sollte auch für viele NGOs und Hilfsprojekte Vorteile bringen.
Auf ähnlichem Terrain bewegt sich auch Sébastien Bourdeauducq (FR) mit seinem Projekt Milkymist http://www.milkymist.org, einer Open Source VJ Hardware. Seine VJ-Box ist ein auf Video spezialisiertes Computersystem, das auf einem Field-Programmable Gate Array (FPGA) aufbaut, und somit bis auf die unterste Ebene des Chip-Designs Open Source ist. Es erlaubt beispielsweise das Booten eines Linux-Systems inkl. VJ Anwendung innerhalb von 2-3 Sekunden, und Hardwarebeschleunigugung ohne dass man eine Grafikkarte benötigt.
Linda Hilfling (DK) untersuchte in ihrer Arbeit die Terms of Services/Nutzungsbedingungen von Web 2.0 Portalen, wie Youtube, Flickr, Facebook an, und präsentierte bedenkliche, bzw. skurille Passagen daraus, beispielsweise in Abs. 12 der Youtube-Terms (nach ungefähr 4 Seiten scrollen) „If you are under 13 years of age, then please do not use the YouTube Website.“ Ihre Erkenntnisse verarbeitet sie in dem Kunstprojekt http://www.gatepeepin.org.
Eleonora Oreggia schließlich präsentierte ihr Konzept von Virtual Entities, das sich mit der Authenzität und Einzigartigkeit, bzw. mit Eigentumsfragen von digitaler Kunst aus philosophischer Sicht beschäftigt.
Wer selbst einmal dabei sein möchte: nächstes Jahr gibt es wieder die Gelegenheit.